RM Rudolf Müller
Holzfaser-Innendämmungen sorgen für warme Wände und ein wohngesundes Raumklima.   Alle Fotos: Udi Dämmsysteme

Holzfaser-Innendämmungen sorgen für warme Wände und ein wohngesundes Raumklima.   Alle Fotos: Udi Dämmsysteme

Dämmstoffe
21. Mai 2019 | Artikel teilen Artikel teilen

Innendämmung mit Holzfaser

Viele Altbauten kann man nur mit einer Innendämmung auf einen höheren energetischen Standard bringen. Doch bei nicht fachgerechter Ausführung drohen Feuchtigkeitsprobleme. Auf der sicheren Seite ist man hier mit Dämmstoffen, die Wasser und Wasserdampf schadlos aufnehmen und zeitversetzt wieder abgeben können. Auch Holzfaserplatten haben diese positive Eigenschaft.

Für die Innendämmung von Außenwänden wird oft Mineralwolle verwendet – also Glas- oder Steinwolle. Diese Materialien bieten eine hervorragende Wärmedämmung, die allerdings stark nachlässt, wenn die Platten zu feucht werden. Um das sicher zu verhindern, kommen Dampfbremsfolien zum Einsatz. Sie werden sowohl zwischen Mauerwerk und Dämmstoff als auch zwischen Dämmstoff und Innenraum verlegt. Auf diese Weise packt man feuchtigkeitsempfindliche Dämmstoffe praktisch komplett ein.

Keine Dampfbremse notwendig

Folienverpackte Innendämmungen sind vor zu starker Durchfeuchtung geschützt, Voraussetzung dafür ist allerdings eine fachgerechte Verarbeitung. Die Dampfbremse muss absolut dicht verlegt sein und darf keine Beschädigungen aufweisen. Wer das Risiko undichter Dampfbremsen scheut, kann auch auf so genannte kapillaraktive Innendämmungen setzen. Für diese verwendet man Dämmstoffe, die Wasser und Wasserdampf problemlos aufnehmen und zeitversetzt an die Innenraumluft abgeben können. Diese Produkte muss man nicht vor Feuchtigkeit schützen, die Verlegung von Dampfbremsen ist daher nicht notwendig.

Beispiele für kapillaraktive Produkte sind etwa Mineraldämmplatten, die meist aus Sand, Kalk, Zement und Wasser bestehen, oder auch andere mineralische Platten auf Basis von Stoffen wie Perlite oder Kalziumsilikat. Aber auch Holzfaserdämmungen sind kapillaraktiv, sie können also nicht nur gasförmigen Wasserdampf zwischenspeichern, sondern bis zu einem gewissen Grad auch flüssiges Wasser aufsaugen, ohne dass die Dämmleistung sinkt oder Schimmelgefahr droht. Natürlich sollten auch Holzfasern nicht klitschnass werden! Aber immerhin können sie bis zu 20 % ihres Eigengewichts problemlos aufnehmen. Und sie lassen sich direkt verputzen – ein wichtiger Punkt bei der Anwendung als Innendämmung.

Beispiel Udi-In Reco

Unebene Wände im Altbau sind mit den flexiblen Dämmplatten kein Problem.

Unebene Wände im Altbau sind mit den flexiblen Dämmplatten kein Problem.

Ein gutes Beispiel für die Leistungsfähigkeit von Holzfaserplatten bei der Innendämmung ist das System „Udi-In Reco“ des Herstellers Udi Dämmsysteme. Das 1989 gegründete Unternehmen aus Chemnitz war um die Jahrtausendwende das allererste Unternehmen mit einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung (abZ) für ein putzfähiges Dämmsystem aus Holzfaser.

Außerdem hat das Familienunternehmen, das heute in zweiter Generation von Anka Unger geführt wird, Tochter des Unternehmensgründers Bernd Unger, in den Nuller-Jahren den so genannten Dampsbremsspachel „Multigrund“ entwickelt. Dabei handelt es sich um einen wasserdampfregulierenden Mineralspachtel, der auf die Holzfaser-Dämmelemente aufgetragen wird und sich als Untergrund für unterschiedlichste Endbeschichtungen der Wand eignet – von Tapeten oder Farbanstrichen über Lehmputz oder Kalkputz bis hin zu Keramikfliesen.

Das System Udi-In Reco besticht durch seine Einfachheit. Die Holzfaser-Dämmelemente werden mit Stelldübeln direkt auf dem unbehandelten Wanduntergrund befestigt. Ihre Montage erfolgt also trocken – ohne Kleber oder Mörtelbett und somit ohne Feuchtigkeitseintrag. Die Elemente bestehen aus zwei Schichten: Die eigentliche Dämmplatte sitzt auf einer Holzfasermatte, die sich flexibel an den Untergrund anpasst und Unebenheiten bis zu rund 2 cm ausgleichen kann. Auf die justierten Dämmelemente braucht man anschließend nur noch „Multigrund“ aufbringen. Danach ist die Innendämmung komplett und muss nur noch endbeschichtet werden.

Dampsbremsspachel „Multigrund“

Bei der Sanierung des Prenzlauer Wasserturms wurde die Holzfaser-Innendämmung direkt auf das historische Mauerwerk gedübelt.

Bei der Sanierung des Prenzlauer Wasserturms wurde die Holzfaser-Innendämmung direkt auf das historische Mauerwerk gedübelt.

Der Dampsbremsspachel „Multigrund“ ist ein mineralischer Werktrockenmörtel nach DIN 18557. Nach Angaben von Udi (die Abkürzung steht übrigens für „Unger Diffutherm“) wirkt er auf der Innenraumseite von Gebäudewänden wie eine „intelligente Dampfbremse“. Er erfüllt im Innendämmsystem Udi-In Reco eine Doppelfunktion. Einerseits dient er als Putz-und Beschichtungsträger für zum Beispiel Oberputze, Farbanstriche oder Tapeten. Andererseits trägt er erheblich dazu bei, dass Wasserdampf aus der Raumluft gar nicht erst bis zum Holzfaserdämmstoff vordringt. Das Ausmaß seiner Dampfbremswirkung lässt sich sogar regulieren – durch die jeweilige Auftragsstärke des Mörtels.

Multigrund ist aber nicht wasserdampfdicht. Die Spachtelmasse hemmt das Vordringen von Feuchtigkeit in die Dämmebene, es handelt sich aber keinesfalls um eine absolute Sperre. Das ist auch nicht nötig, da Holzfaser ja nicht besonders feuchteempfindlich ist. Die Kombination aus Holzfaserplatten und Dampfbremsspachtel wirkt vielmehr insgesamt als kapillaraktives Dämmsystem, das Feuchtigkeit aufnehmen und zeitversetzt wieder abgeben kann. Würde der Dampfbremsspachtel Wasserdampf komplett aussperren, könnte die Innendämmung gar nicht ihre raumluftregulierende Funktion erfüllen.

Selbst anfallendes Tauwasser kann innerhalb dieses Dämmsystems schadlos aufgenommen und durch das schnelle Austrocknungsverhalten der Holzfaserdämmplatten zügig wieder der Raumluft zugeführt oder kapillar nach außen transportiert werden. So hat Schimmel keine Chance. Nach Udi-Angaben erhöht die Innendämmung zudem die Oberflächentemperatur der Wände um etwa 5° Celsius und sorgt so auch bei geringerer Lufttemperatur für eine größere Behaglichkeit im Innenraum.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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