
Wohnhaus-Steildach mit massiven Bauteilen aus Porenbeton. Foto: Xella/Hebel
Was sind Massivdächer?
Deutschland ist ein Steildachland. Diese Dachform, meist eingedeckt mit roten Dachpfannen, dominiert hierzulande die Städte und Dörfer. Als Unterkonstruktion dient in der Regel ein Dachstuhl aus Holzsparren. Doch neben dieser leichten Bauweise gibt es auch eine deutlich schwerere Variante: Massivdächer bestehen größtenteils aus mineralischen Baustoffen wie Beton, Porenbeton oder Ziegelmauerwerk.
Beim traditionellen Sparrendach bildet der Dachstuhl das Skelett und die formgebende Unterkonstruktion des Steildachs. Er trägt zudem die Dacheindeckung, also die Dachpfannen, bei denen es sich meist um Dachziegel oder Betondachsteine handelt. Auch das Massivdach wird in der Regel mit herkömmlichen Dachpfannen eingedeckt. Und direkt darunter befindet sich meist ein Hilfssparrensystem. Das dient allerdings nur zur Aufnahme von Dämmstoffen und Dacheindeckung – aus statischen Gründen ist es nicht erforderlich. Schließlich verfügt ein Massivdach über massive Bauteile aus Beton, Porenbeton oder Ziegelmauerwerk, die selbst ausgesprochen stabil und tragfähig sind.
Die Vorstellung von massiven Dächern mag einem im ersten Moment etwas ungewohnt vorkommen, die Bauweise ist aber gar nicht so selten. Man denke nur an das klassische Flachdach: Bei diesem befindet sich unterhalb von Abdichtung und Dämmstoffschicht meist eine massive Stahlbetondecke. Diese ist ein Bestandteil des Daches, auch wenn der Name „Decke“ den Eindruck erweckt, als gehöre das Bauteil gar nicht mehr zum Dachschichtenpaket.
Anwendungsbereiche
Beim Flachdach ist das Massivdach also allgemeiner Baustandard. Beim Steildach ist es seltener und erscheint daher als etwas Besonderes. Doch auch hier muss man differenzieren: Steildächer im Gewerbebereich – zum Beispiel Sheddächer auf Produktionshallen – werden durchaus häufiger in massiver Bauweise errichtet. Im Einfamilienhaus- und Geschosswohnungsbau dominiert dagegen eindeutig das leichte Sparrendach.
Das bedeutet nun nicht, dass es im Wohnungsbau gar keine geneigten Massivdächer gäbe. Im höherwertigen Geschosswohnungsbau spielen sie durchaus eine Rolle. Die dafür eingesetzten mineralischen Dachplatten haben je nach Hersteller und Produkt unterschiedliche Eigenschaften. Sie können aus unterschiedlichen Materialien bestehen (Beton, Porenbeton, Ziegel) sowie komplett massiv oder auch als Hohlkörper konzipiert sein.
Bei Massivdächern aus Beton wiederum kann es sich um Fertigteile handeln, die bereits fix und fertig auf der Baustelle ankommen, oder man verwendet Frischbeton, aus dem erst an Ort und Stelle die benötigten Dachelemente gegossen werden.
Bauphysikalische Vorteile

Porenbeton-Massivdach in Sheddach-Bauweise. Foto: Xella/Hebel
Die massiven Dachplatten bilden eine stabile Grundlage für das übliche Hilfssparrensystem mit Dämmung, Dachlatten, Unterspannbahn beziehungsweise Unterdach. Außerdem schirmen sie den Dachraum vollflächig vom Außenbereich ab. Dadurch garantieren sie absolute Luftdichtheit. Diese Anforderung der Energieeinsparverordnung (EnEV) erfüllen Massivdächer auf einfache Weise, ohne dass man dafür Dampfbremsfolien verlegen muss. Die schweren mineralischen Platten sind zudem sturmfest. Selbst bei schweren Stürmen – wenn die Dachpfannen vielleicht schon davonfliegen – bleiben die Platten an Ort und Stelle und schützen so das Gebäudeinnere.
Durch ihre hohe Masse bieten Massivdächer zudem einen hervorragenden Schallschutz. Selbst für Anwohner, die unter Fluglärm leiden, können sie eine echte Erleichterung bringen. Schallschutz bedeutet aber nicht nur Schutz vor äußerem Lärm, sondern auch Schutz der Umwelt vor Lärm aus dem Gebäude. Deshalb findet man Massivdächer so häufig auf Gewerbebauten wie etwa Produktionshallen. Da die Platten aus mineralischen Baustoffen bestehen, sind sie zudem nicht brennbar. Auch das ist ein Vorteil gegenüber einem reinen Sparrendach.
Ein Massivdach wirkt sich außerdem positiv auf das Innenraumklima aus. Die schweren Dachbauteile verfügen über eine hohe Wärmespeicherfähigkeit und können daher Wärme – etwa durch Sonneneinstrahlung auf die Dachfläche – besser zwischenspeichern als eine Holzsparrenkonstruktion. Dadurch lässt sich das gefürchtete „Barackenklima“ unterm Steildach effektiv verhindern, und es entsteht ein hoher sommerlicher Wärmeschutz. Im Winter bewirken die mineralischen Speichermassen, dass die Heizungswärme auch nach dem Stoßlüften größtenteils im Innenraum bleibt. Das senkt die Energiekosten.
Porenbeton-Dachplatten
Ein beliebtes Material für Massivdächer ist Porenbeton. Der traditionelle Mauerwerk-Baustoff ist nicht nur sehr tragfähig, langlebig und brandsicher, sondern bietet durch seine porenreiche Struktur auch eine hohe Wärmedämmung. Für massive Bauteile sind die Dachelemente zudem vergleichsweise leicht – was die Verarbeitung angenehmer macht. Die Elemente werden exakt für den jeweiligen Anwendungsfall passend auf die Baustelle geliefert, sodass kein Zurechtsägen auf der Baustelle mehr nötig ist.
Trotz seiner Porosität ist das Material außerdem absolut luftdicht. Bei richtiger Verarbeitung gilt das auch für die Gesamtfläche des aus den Steinen hergestellten Daches. Die Porenbeton-Massivdächer des Herstellers Hebel – ein Unternehmen der Xella-Gruppe – sind zum Beispiel dank Fugenverguss und Verklebung der Montagebauteile auch ohne Folien dauerhaft luftdicht. Vorteil: Man muss sich keine Sorgen um die fachgerechte Ausführung beziehungsweise die Dauerhaftigkeit der Folienverklebung machen.
Trotz der guten Wärmedämmung des Baustoffs haben auch Massivdächer aus Porenbeton in der Regel ein Hilfssparrensystem. Irgendwo muss man ja die Dachpfannen einhängen. Zwischen die Sparren wird dann üblicherweise noch Mineralwolle verlegt. Das erhöht den Schallschutz. Das Porenbeton-Massivdach von Hebel erreicht nach Herstellerangaben in Verbindung mit einer 16 cm dicken Mineralwolle-Dämmung einen Schallschutz von 41 dB.
Massivdach aus Normalbeton

Massivdach in Beton-Holz-Verbundbauweise mit Dachplatte aus Normalbeton und aufgebrachter Sparrendach-Konstruktion. Grafik: F.C. Nüdling
Alternativ zu Porenbeton gibt es auch ein breites Angebot an Massivdächern aus Normalbeton. Im Vergleich zu Porenbeton-Elementen bieten Normalbeton-Tragplatten eine geringere Wärmedämmung, aber einen höheren Schallschutz. Letztlich lassen sich die Dämmeigenschaften des Gesamtdachs aber durch zusätzliche Dämmstoffe beliebig variieren. Auch Massivdächer aus Normalbeton verfügen nämlich in der Regel über eine Hilfssparren-Konstruktion, die Raum für Dämmstoffe bietet.
Die Massivdächer werden meist als Fertigteile im Werk vorproduziert. Sie kommen also als großformatige Elemente auf die Baustelle, bereits ausgestattet mit Trägerplatte, Dachlattung, Dämmstoffen und Unterspannbahn sowie Öffnungen für Elemente wie zum Beispiel Dachgauben und Dachfenster. Alternativ lässt sich das Massivdach auch mit Frischbeton auf der Baustelle gießen. Das geschieht vor allem bei Objekten, die keine Standardbauten sind und über eine eher individuelle Dachgestaltung verfügen.
Ziegel-Massivdach

Ziegel-Massivdach mit aufgebrachter Dämmung, Unterspannbahn und Lattung. Foto: Lücking Ziegelwerk
Neben den Betonprodukten gibt es Massivdächer, die aus Ziegel-Elementen gefertigt werden. Dabei handelt es sich um großformatige, im Werk vorgefertigte Bauteile, die aus demselben Material bestehen wie porosierte Mauerwerk-Lochziegel – nur eben viel größer. Die Ziegeloberfläche dieser Bauteile wird in regelmäßigen Abständen von größeren Betonrippen unterbrochen. Es handelt sich also eigentlich um Ziegel-Beton-Verbundelemente.
Dieselbe Art von Bauteilen kommt übrigens für Ziegel-Elementdecken zum Einsatz. Beim geneigten Massivdach dienen sie dagegen als Baustoff zur Ausgestaltung der Steildachflächen. Auch Ziegel-Massivdächer verfügen in der Regel über ein aufgebrachtes Hilfssparrensystem mit integrierter Dämmung, Unterspannbahn und Lattung. Luftdichtheitsfolien müssen dagegen nicht verlegt werden.
Die Unterseite der Ziegelelemente bildet die raumabschließende Oberfläche des Steildachs. Sie kann wahlweise als „rohe“ Ziegelfläche im Innenraum sichtbar bleiben, lässt sich aber auch verputzen und tapezieren.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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